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Auf den Spuren von Räubern und Römern auf dem WÜ4 Hubenweg rund um Würzberg

Auf einer idyllischen Waldlichtung liegt das Römerbad Würzberg direkt am Wanderweg WÜ4.
Die Ausgrabungen des Römerbades bei Würzberg sind ein Highlight der Tour.

Wir haben uns heute auf den Weg nach Würzberg gemacht, um den Hubenweg mit der Markierung Wü4 zu erwandern. Auf rund 17 km umkreist der Wanderweg das idyllische Dorf Würzberg, das auf einem Hochplateau oberhalb von Michelstadt auf 509 m liegt. Uns hat gleich die Frage beschäftigt, was denn überhaupt unter so einem Hubendorf zu verstehen ist. Über den Begriff bin ich schon öfter im Odenwald gestolpert. Also was ist eine Hube? Ohne das Thema jetzt zu sehr zu vertiefen. Grob gesagt versteht man darunter die besondere Form, ein Siedlung entlang einer Talaue anzulegen. Die einzelnen Höfe (=Huben) sind dabei im rechten Winkel zu einem Bachlauf angeordnet. Meist gehörte zur Feldwirtschaft auch noch ein Waldbesitz hinzu und die Huben sind wie Perlenketten an einer Schnur angeordnet. Hüttenthal im Mossautal ist auch so ein typisches Beispiel für ein Odenwälder Waldhubendorf.  Wer sich noch mehr in das Thema einlesen möchte, dem sei dieser Link der Trachtengruppe Erbach empfohlen: Odenwälder Hubendörfer.

Fachwerkschmuckstück im Weiler Mangelsbach

Aber jetzt auf zur eigentlichen Wanderung: Wir stellen unser Auto auf dem Wanderparkplatz "Adlerschlag" ab. Er ist sehr leicht zu finden, wenn man am Ortseingang von Würzberg  am Gasthaus "Zur Römerburg" rechts in die Hesselbacher Straße abzweigt und sich an Sportplatz und Friedhof vorbei geradeaus hält. Im kleinen Weiler Mangelsdorf kommen wir ein einem schmucken Fachwerkhaus vorbei, das uns mit seiner  geschmiedeten Türglocke, Sandsteineinfriedung und einmaliger Lage begeistert. Die kleine Hofreite mit Backhaus und Schweinestall steht sogar unter Denkmalschutz. Bei dem traumhaftem Ausblick möchte man am liebsten sofort selbst einziehen.

Erfrischung am hessisch-bayerischen Grenzposten

Ohne große Steigungen geht es entspannt weiter mit Blick über die weitläufigen, saftig grünen Wiesen des Hochplateaus. Ein kleines Schild weist nach links in den Wald "Grenzposten 150 m". Von weitem können wir auch schon die Beflaggung erkennen und biegen neugierig ab - was uns wohl an so einer hessisch-bayerischen Grenzstation erwartet? Auf jeden Fall ein wunderbares Plätzchen mit Brücke über den sprudelnden Mangelsbach  und Picknickbank auf der bayerischen Seite in XL-Größe. Sogar mit Handbesen zur vorherigen Reinigung - ist hier schon die bayerische Gründlichkeit am Werk? Im kleinen weiß-blauen Zollhaus können Wanderer und Radler sich in das ausliegende Zollbuch eintragen. Wir werden auf ein Hinweisschild aufmerksam, einen Obolus von 1,50 EUR zu entrichten und nach gestilltem Durst, das Pfandgut wieder in den Behälter zu räumen. Zunächst rätselhaft, aber dann entdecken wir hinter dem Zollhaus einen gut gefüllten Erdkühler im Boden.  Von Ebbelwoi, über Zitronenlimo, Naturradler und Helles von der Miltenberger Faust-Brauerei lässt die Auswahl uns erstrahlen. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön, an die Personen, die diesen Ort pflegen und so eine tolle Wandererfrischung möglich machen, Ihr seid super!

In der Schinderhannes-Räuberhöhle

Das nächste Schild mit Abzweig nach links lenkt unsere Aufmerksamkeit von der eigentlichen Wanderroute ab. "Zum hohlen Stein" geht es auf einem kleine steilen Pfad bergab in den Wald. Obwohl der Räuber Johannes Bückler, bekannt unter dem Namen Schinderhannes eher im Hunsrück und Taunus sein Unwesen trieb, soll er sich der Legende nach zeitweise in dieser Höhle versteckt haben. Aber auch Bauern suchten wohl Schutz in dieser von der Natur geformten kleinen Zufluchtsstätte. Wir freuen uns darüber, was diese Wandertour an spannenden Entdeckungen parat hat und ziehen weiter.

Kaffeekult in der Odenwälder Caféstube

Der Weg führt uns weiter durch den Waldrand, mal erspähen wir einen Hasen, mal klettern wir über umgestürzte Bäume, die der letzte Sturm hinterlassen hat. Alles in allem ist der Weg aber sehr gemütlich und ohne große Anstrengungen zu gehen. Als die Wegführung jedoch das Dorf Würzberg streift, können wir einem weiteren kleinen Abstecher nicht widerstehen. Schon oft ist uns zu Ohren gekommen, dass Würzberg mit der Odenwälder Caféstube als kleine Pilgerstätte Kuchen- und Tortenliebhaber  von weither anlockt. Das müssen wir doch ebenfalls testen, oder? Zum Glück ist das Ziel schon nach ca. 500 Metern erreicht, so dass der Umweg nicht zu sehr bei unserer Route ins Gewicht fällt. Ein Blick in die Glasvitrine bestärkt uns darin: Dieser Umweg hat sich definitiv gelohnt. Die Auswahl ist großartig und wir finden auch schnell ein Plätzchen auf der Terrasse, die zwar direkt an der Straße liegt, aber das macht nichts. Wir sind ja wegen dem Kuchen hier! Und der schmeckt einfach superfrisch und köstlich - wir sind jetzt auch Caféstuben-Fans. Das nächste Mal machen wir es auch wie die vielen Einheimischen, die wir beobachten können: Einfach eine große Tupperbox mitbringen und ein paar Stücke mehr für zuhause einpacken.

Römische Kultur und ein Stück Limespfad

Bestens gestärkt durch unsere Kaffeepause schaffen wir nun auch das letzte Drittel der Wanderung. Ab dem Parkplatz Römerbad windet sich der Wü4 nun auf einem kleinen Trailpfad durch den Wald. Fast schon haben wir Angst, das Highlight der Tour - das  Kastell Würzberg oder auch Römerbad genannt - zu verpassen. Aber da liegt es auch schon auf einer Waldlichtung und lädt mit zahlreichen Infotafeln rund um die Limestürme und das Leben römischer Legionäre ein, auf Entdeckungstour zu gehen. Kinder nutze die Mauerreste zum Klettern, Sonnenhungrige können auf der Wiese picknicken und an Geschichte Interessierte informieren sich, wie schon zur damaligen Zeit ein wenig "Wellness-Luxus" im Odenwald Einzug hielt. Deutlich zu erkennen sind Ruhebänke und Schwitzräume und es ist schon faszinierend, was lange vor unseren Schwimmbädern und Sauen an Bad-Kultur bereits damals möglich war.

 

Die letzten Meter führen uns ganz erfüllt von den vielen Eindrücken wieder zum Ausgangspunkt zurück. Der Hubenweg hat seine Auszeichnung als Qualitätswanderweg definitiv verdient und bringt alles mit, was zu einem schönen Wandertag dazugehört: schöne Wege und Aussichten in herrlicher Natur, Einkehrmöglichkeit und ganz viiiiel zu Entdecken.

 

INFOS & SERVICE

 

Den GPX-Track zum Herunterladen und weitere Service-Infos findet Ihr auf der Webseite von Bergstraße-Odenwald-Tourismus. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Nachwandern!

 

Odenwälder Caféstube

Zum Römerbad 2

64720 Michelstadt-Würzberg

Öffnungszeiten: Mittwoch - Sonntag 13:00 - 18:00 Uhr (Sonntag bis 17:00 Uhr)

 

 

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